Im Januar 2003 hatte ich die Gelegenheit, in Berlin an einer Vertikalverkostung von Château Leoville las Cases teilzunehmen. Bis auf die Notiz des Jahrgangs 1952, der mir per Zufall nur wenige Tage nach der Berliner Vertikale ins Glas kam, stammen alle Verkostungsnotizen von diesem Anlass. Leoville las Cases, heute meist als
"super-second" und damit als ein Premier Grand Cru classé ehrenhalber taxiert, gehört zweifellos zu den lagerbeständigsten, ja lagerbedürftigsten Crus des Médoc. Die Probe zurück durch die Jahrzehnte würde also nicht nur über den Verlauf der Flaschenreife der jeweiligen Jahrgänge informieren, sondern man konnte auch auf Gelegenheit hoffen, etwas über den menschlichen Einfluß zu erfahren - und darüber, ob dessen Fähigkeit, den Stil zu prägen, im Lauf der Zeit zugenommen hat.
Hier geht es zur Vertikalprobe von
Château Leoville las Cases.
Im April 2003 fand ebenfalls in Berlin eine kleine Vertikalprobe des 3éme Cru classé Château La Lagune statt. La Lagune gehört sicher nicht zu den berühmtesten und schon gar nicht zu den teuersten Crus des Médoc. Doch das Gut nur wenige Kilometer außerhalb der Stadt Bordeaux erzeugt auf seinen fürs Médoc eher untypischen, von
Sand durchsetzten Kiesböden stets auffallend ausgewogenen und dadurch auch wieder typischen Médoc. Nicht zuletzt das ansehnliche Preis-Leistungs-Verhältnis macht den Cru zu einem interessanten Proben-Objekt.
Die hier dokumentierte kleine Vertikale gewann einen zusätzlichen Reiz dadurch, dass von zwei Jahrgängen jeweils zwei verschiedene Abfüllungen zur Probe standen: Bis in die siebziger Jahre hinein war es auf manchen Gütern üblich, nicht die gesamte Ernte auf dem Schloß abzufüllen. Händler konnten sich frühzeitig eine Partie des Jahrgangs sichern, die Weine nach eigenen Vorstellungen ausbauen und schliesslich unter dem Namen des Château, aber mit eigenem Etikett in den Handel bringen.
Hier geht es zur Vertikalprobe von
Château La Lagune.
